Blockchain, Start-ups und die große Bühne: Abenteuer Blockchain Competition 2017

Blockchain, Start-ups und die große Bühne: Abenteuer Blockchain Competition 2017

Was für eine verrückte Erfahrung! Im Juli sind wir in dieses Abenteuer gestartet. Ende November standen wir dann bei einer der weltgrößten Blockchain-Konferenzen vor 600 Leuten auf der Bühne vor einer hochkarätig besetzten Jury, per Livestream in aller Welt verfügbar. Beim Blockchain Summit im schweizerischen Zug haben wir als eines der 10 besten „Start-ups“ unsere Blockchain-Versicherungslösung der Blockchain-Szene und zahlreichen Vertretern der Versicherungsbranche vorgestellt.

Aber der Reihe nach:

Die Blockchain-Technologie ist die im Moment am stärksten gehypte Innovation weltweit, nicht nur aufgrund des immens gestiegenen Bitcoin-Preises. Überall auf der Welt schießen neue Start-ups aus dem Boden und werden durch die zahlreichen neuen Bitcoin-Millionäre und sogenannte „Initial Coin Offerings“ (ICOs) finanziert. Dabei hat die Blockchain-Technologie, wie vermutlich keine andere zuvor, das Potential, die Wirtschaftskreisläufe und auch die Versicherungsbranche zu revolutionieren. Es gibt mutige Schätzungen, wonach in 5 Jahren 30% der weltweiten Wertströme über die Blockchain abgewickelt wird. Und die Versicherungsbranche könnte überproportional betroffen sein.

 

Was ist eigentlich Blockchain?

Eine einfache Erklärung lautet: Es ist eine dezentrale Datenbank, in der ökonomische Transaktionen unveränderbar gespeichert sind, und zumindest zum Teil von allen Nutzern öffentlich eingesehen und überprüft bzw. validiert werden. Bitcoin ist dabei die wohl bekannteste Anwendung der Blockchain-Technologie. Hier sind alle Transaktionen vollkommen transparent und auch deren gesamte Historie in den letzten, knapp 9 Jahren ist für jedermann einsehbar. Nur ist nicht bekannt, welcher Mensch sich hinter dem jeweiligen Sender oder Empfänger von Bitcoins verbirgt. Ein interessantes Erklärvideo zum Potential der Blockchain gibt es hier (deutsche Untertitel) und eine tolle Reportage des Bayerischen Rundfunks hier. Wer sich tiefergehend mit der Technologie, also u.a. mit Hashing, Kryptographie, Proof-of-work etc beschäftigen will, dem empfehlen wir dieses 2-stündige Video des CCC.

Fazit: „Die Erfindung der Blockchain ist so fundamental wie die Erfindung des Internets.“ Aber wir stehen erst ganz am Anfang der Technologie, der aktuelle Status ist vielleicht vergleichbar mit der Erfindung von TCP/IP-Protokolls als Basis für die Verbreitung des Internets in den 70er Jahren. Die Blockchain hat enormes disruptives Potential für viele Branchen. Das liegt vor allem darin, dass durch die Blockchain Intermediäre nicht oder nur noch zum Teil gebraucht werden, dies betrifft in erster Linie Banken, aber auch Versicherungsunternehmen, Investmentfonds, Clearing-Stellen, Musik-Labels/Rechte-Verwalter, öffentliche Register, Notare und zahlreiche Behörden. „Decentralisation“ ist das Stichwort – die Macht geht verstärkt in die Hände der Nutzer. Nahezu alle Großkonzerne der Welt arbeiten an Lösungen und Prototypen. Noch sind aber nur wenige Piloten live gegangen.

 

Auf zur Blockchain Competition 2017

Einer der aktuellen Hotspots der Blockchain-Szene ist das Schweizer „CryptoValley“ in Zug. Dort wurde in diesem Jahr erstmals ein Ideenwettbewerb für Blockchain-Ideen initiiert, der sich konkret auf die Versicherungsbranche konzentrierte – die Blockchain Competition.

„Probieren geht über Studieren“: Daher haben wir uns im Juli das Ziel gesetzt, an einem eigenen Prototypen zu bauen und damit an der mit 100.000 US-Dollar dotierten Competition teilzunehmen. Rasch war mit KI decentralized, einem Unternehmen der KI Gruppe in Köln, ein erfahrender Technologiepartner gefunden. Unter dem Projektnamen „Blockchain Insurlab“ gingen wir an den Start. Als Use Case haben wir uns dank der Ideen von Zurich Kollegen Christian Weiner aus dem Zurich GenY-Champion und Julia Stienen aus Finance für eine Ernteversicherung für Kleinbauern in Entwicklungsländern entschieden. Unsere Idee ist dabei wie folgt: Der Versicherer verpflichtet sich gegenüber dem Kleinbauern vertraglich dazu, dass beispielsweise ab 500 mm Regenmenge in einem bestimmten Zeitraum in der Nähe der festgelegten Anbaufläche die Versicherungssumme ausgezahlt wird. Meldet ein Wetterdienst über seine Datenschnittstelle eine darüber liegende Regenmenge an den Blockchain-Vertrag, wird sofort ausgezahlt. Wenn die Regenmenge darunter bleibt, bleibt das Geld beim Versicherer. Dies ist ein Anwendungsfall eines sogenannten „Smart Contracts“, eines sich selbst ausführenden Versicherungsvertrages auf Basis der Blockchain-Technologie.

Mit nur 15 externen Entwickler-Tagen haben wir einen Prototyp entwickelt, den wir bei dem Wettbewerb eingereicht haben. Daran haben sich 107 Teams aus 31 Ländern beteiligt. Wir waren bereits hocherfreut, dass wir die Papierauswahl und den Tech Review überstanden haben und zur 2. Auswahlrunde Mitte Oktober nach Zug eingeladen wurden. Dort durften wir 15 Minuten vor einer 17-köpfigen Jury pitchen und deren Fragen beantworten. Anfang November haben wir dann erfahren, dass wir es geschafft haben und zu den 10 Finalisten gehören, die Ende November im Rahmen einer internationalen Blockchain Konferenz, dem Blockchain Summit, ihre Lösung pitchen dürfen. Damit war unser selbst gestecktes Ziel bereits erreicht. Die Herausforderung bestand nun darin, einen interessanten Vortrag mit nur drei Minuten Länge vorzubereiten. Die Vorbereitung war intensiv, doch wir haben es geschafft. Hier ist die Aufzeichnung der kompletten 4stündigen Veranstaltung zu finden, unser Pitch startet bei 1:51:40. Sehenswert sind auch der Trailer am Anfang und die Key-Note von Stephan Karpischek, Mitgründers von Etherisc, eines weltweit führenden Blockchain InsurTechs (2:16:00).

Mit kleinen Schritten Großes bewirken

Unser Prototyp für eine Ernteversicherung (Crop Microinsurance) basiert auf der Ethereum Blockchain. Mit dem Vertrag können Kleinbauern in Entwicklungsländern den Verlust ihrer Ernte im Falle von Dürre oder Überschwemmung absichern. Bei einer (angenommenen) jährlichen Prämie von bis zu 5 US-Dollar und einer Versicherungssumme von etwa 200 US-Dollar für ein kleines Stück Land kann eine traditionelle Versicherung bzw. Mikroversicherung nicht funktionieren. Die Verwaltungskosten u.a. für die Begutachtung des Schadens wären viel zu hoch. Hier kann durch die Blockchain-Technologie ein neuer Markt erschlossen werden, indem bei bestimmten Wetterereignissen automatisch ausgezahlt wird.

 

Eine Erfahrung reicher

Leider sind wir mit unserem Konzept nicht unter die Top 3 gekommen. Gewonnen haben zwei 23jährige Studenten der Uni Lausanne mit ihrem Peer-to-peer-Versicherungskonzept Shieldt. Auch wenn wir keinen Preis gewonnen haben, wurden wir als „Corporate Start-up-Team“ in jedem Falle für unseren Mut bewundert und erhielten viel positives Feedback. Wir waren auch das einzige Corporate-Team, das es bis ins Finale geschafft hat.

Mit unserem Prototyp haben wir ein Stück Pionierarbeit in der Zurich Gruppe zu Blockchain-Lösungen geleistet. An weiteren Use Cases wird aktuell in der Zurich Gruppe gearbeitet. Als nächsten Schritt werden wir Gespräche führen und prüfen, ob wir die Ernteversicherung innerhalb der Zurich Gruppe bzw. innerhalb des „Blue Marble“ Mikroversicherungs-Konsortiums umsetzen können. Parallel arbeiten wir aus Deutschland heraus an weiteren Use Cases, unter anderem gemeinsam mit Teams aus dem InsurHack, um die Potentiale der Blockchain für uns zu erschließen und besser zu verstehen. Aktuelle News gibt es auch unter unserem Twitter-Profil: twitter.com/insurlabCGN!

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Beitrag von:
Martin Baier und Malte Anthes

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