Der Bienenkönig – Imkern als Hobby

Der Bienenkönig – Imkern als Hobby

Ich bin Tom und betreue über 300.000 Haustiere, denn bei mir zuhause im Westerwald beherberge ich sechs Bienenvölker. Das bringt Entschleunigung in meinen Alltag, setzt aber auch einiges an Wissen voraus.

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In den Einflugschneisen der Bienenbeuten in meinem Garten ist heute nicht viel los. Kein Wunder, an diesem Maitag ist es kalt und windig. Da bleiben die Bienen lieber zu Hause. Einmal pro Woche kontrolliere ich, ob bei „meinen Mädels“ alles in Ordnung ist.

Im weißen Imkeroutfit mit Schleier vorm Gesicht öffne ich dann mit einem Stockmeißel die erste hölzerne Behausung eines Bienenvolks. Vorher kommt ein wenig Rauch aus dem „Smoker“ zum Einsatz, der die Bienen nicht – wie vielleicht gedacht – beruhigt, sondern Gefahr signalisiert. Um für eine mögliche Flucht gewappnet zu sein, schlagen sich die Insekten nämlich den Magen voll. Dann sind sie zu träge, um zu stechen.

Die Arbeit mit den Bienen finde ich sehr entspannend – ein guter Ausgleich zu meinem Job in der Organisationssteuerung der Zurich Exklusiv Partner. Jedes Mal bin ich aufs Neue fasziniert vom Zusammenleben der Bienen, von der perfekten Organisation und Arbeitsteilung. Im Sommer leben im Stock bis zu 60.000 Bienen. Die Königin, länger und dünner als die anderen, ist an einer farbigen Markierung mit Nummer zu erkennen. Umsorgt von ihrem Hofstaat hat sie nichts anderes zu tun, als Eier zu legen. Das arbeitsreiche Leben der Honigbiene währt im Sommer sechs Wochen, von denen sie die ersten drei im Stock verbringt. Bevor sie Sammlerin im Außendienst wird, übernimmt sie je nach Entwicklungsstadium unterschiedliche Jobs: Putzfrau, Amme, Bauarbeiterin, Wächterin. Daneben gibt es auch größeren Drohnen: „Die dicken Willis.“ Männliche Bienen haben nur eine Aufgabe: die Bienenköniginnen zu begatten, um danach zu sterben.

Die Beschäftigung mit Bienen habe ich von meinem Vater, einem Förster. Auch der war Imker und vermachte mir eine hölzerne Zeidlerfigur. So hießen im Mittelalter gewerbsmäßige Honigsammler, Vorläufer der heutigen Imker. Diese Holzfigur hat mich irgendwie immer beeindruckt. So habe ich vor vier Jahren beschlossen, dass es an der Zeit für eigene Bienen ist. Und das bringt viele Aufgaben mit sich: Als Imker verhindert man, dass die Bienen schwärmen, das heißt, sich eine neue Behausung suchen, was sie normalerweise tun würden. Deshalb sorge ich dafür, dass die Bienen im jetzigen Zuhause gut leben können. Alte Futterwaben vom Winter müssen raus, die Bauerneuerung wird gefördert. Nach und nach vergrößere ich den Wohnraum, damit alle Bienen genug Platz haben. Zur Kirschblüte wird der Honigraum aufgesetzt. Wenn der Imker Honig entnimmt, brauchen die Insekten Futter für den Winter. Zudem stehen Behandlungen gegen die Varroa-Milbe an, die als größter Feind der Bienen in Europa gilt. Zweimal im Jahr wird Honig geschleudert. Insgesamt schätze ich den Zeitaufwand fürs Hobby pro Jahr auf sieben bis acht Tage, also sehr entspannt. Und die Arbeit wird reich belohnt: Ich genieße es nicht nur, meine Bienenvölker im eigenen Garten beobachten zu können, sondern auch kiloweise ihren Honig. Für 500 Gramm Honig müssen Arbeitsbienen rund 40.000 Mal ausfliegen und dabei eine Flugstrecke von etwa 120.000 Kilometern zurücklegen. 80 Prozent der heimischen Nutz- und Wildpflanzen sind auf die Honigbiene als Bestäuber angewiesen. Insgesamt sorgen in Deutschland rund 135.000 Imker mit 900.000 Bienenvölkern für reichlich Honig. Übrigens: Bienenhaltung ist in der Regel über die private Haftpflicht abgedeckt. Auch der Imkerverein gewährt Rechtsschutz.

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Beitrag von:
Tom Schönwald

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