Kein Tag wie geplant

Kein Tag wie geplant

8.500 Kilometer für den guten Zweck durch Afrika. Markus Troche, Leiter des Schadenservice bei Zurich, reiste von Köln nach Accra in Ghana, um Hilfsbedürftige mit Prothesen zu versorgen.

„Manchmal muss man verrückte Dinge tun!“ habe ich mir gedacht, als ich von einem guten Freund aus meinem Tennisverein von der Tour nach Afrika erfuhr. Es sind manchmal eben die kleinen Dinge, die Großes bewirken können. Wenn Men­schen zum Beispiel eine Hand oder einen Arm verloren haben, grenzt eine einfa­che Prothese an ein Wunder, denn sie ermöglicht es ihnen, ihren Alltag wieder selbstständig zu bewältigen.

Die Fahrt an sich war mit zahlreichen Pannen bereits ein Abenteuer

Doch vielen Bedürftigen bleibt diese Chance ver­wehrt. Um das zu ändern, habe ich im Oktober 2023 ein mehrwöchiges Sabbatical genommen und bin mit dem Verein Small Wonders e. V. zu einer Hilfstour durch mehrere afrikanische Länder aufgebrochen. Mit sechs voll beladenen Fahrzeugen brachen wir mit  einer 20-köpfigen Truppe am 13. Oktober um vier Uhr in der Nacht zu unserer 8.500 Kilometer langen Reise auf. Zuvor hat­ten wir alle fleißig Spenden gesammelt und die Autos organisiert, um diese Aktion umsetzen zu können.

Das Ziel: Ghanas Hauptstadt Accra. Entlang der Afrika-Route planten wir, gemeinsam mit lokalen Hilfs­organisationen vor Ort Camps aufzubauen, um dort eingeschränkte Menschen mit Pro­thesen zu versorgen – und den Nichtre­gierungsorganisationen (NGOs ) gleich­zeitig zu zeigen, wie sie das künftig selbst machen können. Unsere Reise führte uns über Marokko in die Westsahara, weiter nach Mauretanien, Senegal und Guinea, über die Elfenbeinküste bis nach Ghana. Die Eindrücke dieser Tour haben mich dort, und bewegen mich noch immer nach unserer wohlbehal­tenen Rückkehr Anfang November.

Prothesen in Handarbeit anpassen

Die Camps dienten als Anlaufstelle für die Menschen, die teils stundenlang oder gar tagelang unterwegs waren, um Hilfe bei uns zu bekom­men. Wir haben alle Prothesen individu­ell angepasst, das ist echte Handarbeit. Dabei wird flexibles Kunststoffmaterial erhitzt, bis es formbar ist, um Schul­ter- oder Armelemente nachzubilden. Meist braucht es mehrere Anläufe, bis eine Prothese perfekt passt, inklusive Feinarbeiten kann das bis zu drei Stunden dauern. Dabei kommt man den Patienten sehr nahe, was anfangs für beide Seiten nicht einfach ist. Aber nach einer Weile kommt man ins Gespräch und erfährt von den Schicksalen, warum jemand einen Arm oder eine Hand ver­loren hat. Bei den Erwachsenen sind es häufig Arbeitsunfälle, bei Kindern oft unglückliche Umstände beim Spielen, wenn sie etwa in herumliegende Strom­leitungen fassen. Eine Patientin war von einem Löwen angefallen worden.

Die Nähe zu den Patienten war neu und ungewohnt, aber eine tolle Erfahrung

Von der Wüste in die Tropen

17 lange Fahrtage hatte unser Konvoi zu bewältigen, um die jeweils nächsten Etappenziele zu erreichen. Innerhalb weniger Tage tauchten wir in völlig neue Welten ein – von den kargen, braunen Landschaften der Westsahara und Mauretaniens in saftig grüne Tropenregionen. Am schönsten war es für mich in Guinea. Tropische Wäl­der säumten unseren Weg. Bei offenem Fenster konnte ich exotischen Tierlauten lauschen, Palmen und Bananenstauden und somit die Naturvielfalt Westafrikas bewundern.

Eine detaillierte Planung einer solchen Tour ist immens wichtig, aber ein hat uns diese Tour gelehrt: Kein einziger Tag lief wie geplant. So kamen Autopannen dazwischen, und an den Grenzübergängen war mit langen Kon­trollen zu rechnen. Wir haben jeden Tag im agilen Set-up gelebt, um das große Ziel zu erreichen. Leider mussten wir das geplante Camp in Liberia dann aus Zeitgründen streichen, aber das soll schon im Frühjahr nach­geholt werden. Wir lagen durch die Pannen im Zeitplan zu weit hinten und ansonsten hätten wir das Camp in Accra, unserer letzten Station, nicht rechtzeitig aufbauen können.

Die Camps boten neben der Arbeit auch einen Hauch von Urlaub und Abenteuer in der Wüste

Dort ange­kommen, besuchten wir als erstes die Schule am Wohnort von Ogidi, dem Leiter der lokalen Partner-NGO, der mit der Anpassung von Hand- und Armprothesen vertraut ist und diese Fertigkeit künftig auf Beinprothesen ausweiten möchte. Lehrer und Schüler freuten sich über von uns mitgebrachte Stifte, Papier, Spiele, iPads, Beamer und andere prakti­sche Dinge für die Bildungsarbeit.

Fahrzeuge als Spende

Bereits vor Start der Aktion hatten wir geplant, dass drei der Fahrzeuge an die Partner-NGOs in Accra gespendet werden. Ein Transit wird nun für die Schule genutzt, ein weiterer zu einem mobilen Prothesen-Camp umgebaut, und der Pick-up wird Ogidi und seinen Leuten ebenfalls gute Dienste erweisen und das freut uns.

Spenden sind willkommen

Über die Spenden- und Ehrenamtsplattform MyImpact von Benevity werden eingehende Spenden durch die weltweite Z Zurich Foundation erhöht. Bereits vor meiner Reise hatte ich einen Spendenaufruf für Small Wonders gestartet.

Wir freuen uns auch nach der Hilfstour 2023 über weitere Spenden von Mitarbeitenden und Lesern, damit mehr Menschen mit Handicap Hand- und Armprothesen er­halten können.

Zurich Podcast zur Tour

Ihr wollt mehr über meine Eindrücke und Erlebnisse dieser Tour erfahren? Dann hört doch in den Podcast rein, den unser Kommunikationschef Bernd O. Engelien mit mir aufgenommen hat.

Weltweit helfen: Der deutsche Verein Small Wonders e. V. unterstützt die weltweite Initiative „The Hand Project“, die der Neu­seeländer Chris Gully gegründet hat. Sie hilft lokalen Organisationen bei der Erstellung und Anfertigung von Hand- und Armprothesen. Mehr Infos: small-wonders.org
Kontakt: markus.troche@zurich.com

Fotos: Dominik Artefex

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