Was haben World of Warcraft und Agilität gemeinsam?

Was haben World of Warcraft und Agilität gemeinsam?

Ich bin Leon, 27 Jahre alt und als Innovation Manager bei der Zurich Gruppe Deutschland tätig. Gleichzeitig befinde ich mich in den Endzügen meines Masterstudiums „Technologie- und Innovationsmanagement“. Privat bin ich leidenschaftlicher Gamer. Ich liebe den Wettbewerb unter meinen Mitspielern (PvP = Player versus Player) und das digitale Kräftemessen. In World of Warcraft (WoW) bewege ich mich unter den Top 0,6% der schätzungsweise 600.000 europäischen Spieler (Stand 03/2021). Ähnlich wie bei anderen Hobbys und Sportarten, lassen sich auch hier sehr spannende Parallelen zur Arbeitswelt feststellen. Mir fiel besonders der Bezug zur Agilität ins Auge. 

Offenheit für Veränderung

Genau wie die reale Welt, befindet sich auch WoW im stetigen Wandel. Regelmäßig verändert sich durch neuen Content/neue Patches das Rahmenwerk („Meta“). Das bedeutet, dass oft Punkte erreicht werden, an denen das, was bisher geklappt hat, nicht mehr funktioniert. Damit ist vergangener oder aktueller Erfolg kein Garant für Zukünftigen. Es ist notwendig, sich anzupassen und die Veränderung zu akzeptieren, statt abzulehnen. Dafür braucht es ein offenes Mindset, Veränderung muss nicht per se gut oder schlecht sein. Sie ist erstmal nur anders. Im beruflichen Kontext findet man dies in sich verändernden Kundenanforderungen und Marktbedingungen wieder. Der agile Gedanke ist hier, Veränderung zu begrüßen, statt abzulehnen und den Wandel als einzige Konstante zu betrachten. Zurich hat dies erkannt und befindet sich in der agilen Transformation. Jeder Mitarbeitende wird dort abgeholt, wo er aktuell steht. Es werden viele Weiterbildungsmöglichkeiten und auch persönliche Beratungen angeboten, um die Mitarbeitenden in diesen Veränderungsprozess einzubinden.

Kommunikation als entscheidender Faktor

Wenn ich über die vergangenen Jahre eines gelernt habe, dann dass Kommunikation in fast allen Bereichen des Lebens das wichtigste Element darstellt. Was wir beruflich unter Kommunikationskompetenz oder in Dailys und Retrospektiven wiederfinden, spielt für mich im PvP auch eine zentrale Rolle. Ich spiele primär 3 versus 3, also gemeinsam mit zwei Mitspielern („Team Mates“) gegen ein dreiköpfiges, gegnerisches Team, wobei jedes Match im Schnitt 5 Minuten dauert. Das lässt wenig Zeit für Diskussionen. Folglich bedeutet es, dass man zum einen kurz und zum anderen handlungsorientiert kommunizieren muss z.B. „Ich komme nicht an X heran“. Als Reaktion folgt entweder die Aktion, die das Problem löst oder genau die Information, die der andere benötigt, wie z.B. „in fünf Sekunden kann ich dir helfen.“ oder „komm zurück, ich kann dich gerade nicht unterstützen“.

Es gibt an dieser Stelle kein „Warum kommst du nicht ran?“ oder „Warum kannst du mir nicht helfen“? Man geht davon aus, dass jeder mitdenkt und man sich auf den Anderen verlassen kann. Daher agiert man nur basierend auf den Informationen, die man aktuell für die nächste Handlung berücksichtigen kann. Das entspricht dem agilen Prinzip „Direkte Kommunikation“.

Eine Reflexion des Matches findet unmittelbar im Nachgang statt. Durch die automatisierte Datenauswertung sind Fehler oft direkt ersichtlich und können als Learning genutzt werden. Wichtig ist auch hier: Fehler passieren und können im Rückblick auch nicht geändert werden. Relevanz haben nur der Lerneffekt und die Zukunft.

Seit ich 2015 bei Zurich angefangen habe, hat sich hier einiges getan. Hierarchien wurden flacher, die Dialoge offener und auch als junger Mitarbeitender kann man seine Perspektive einbringen – das ist sogar explizit erwünscht! Ob in verschiedenen Strategieformaten oder im Alltag, ein kritisches Hinterfragen und proaktives Einbringen von Lösungsansätzen stößt immer auf offene Ohren. Und Fehler sind nicht mehr nur Fehler, sondern Chancen zum Lernen: Ob Retrospektiven oder Fuck-up nights, die Zukunft zählt und diese gilt es, basierend auf bisherigen Erfahrungen, mitzugestalten.

Leistung als Team

Wie im vorherigen Abschnitt bereits beschrieben, spielt Kommunikation eine zentrale Rolle. Ebenso zentral sind die Menschen. Im von mir skizzierten Kontext spielt die Leistung des Einzelnen eine untergeordnete Rolle, es zählt ausschließlich die Performance als Team. Das bedeutet, dass man die eigene Performance situativ zurückstellen muss, um das Team als Ganzes zu stärken – ähnlich wie beim Fußballspiel, bei dem man einen Pass dem direkten Torschuss manchmal vorziehen sollte, wenn der Mitspieler sich in der besseren Position befindet.

Das gilt auch für die Agilität. Die Zusammenarbeit als Team steht über der persönlichen Leistung, das Resultat am Ende über der Profilierung. Vieles was im agilen Kontext passiert, ist erstmal nicht direkt greif- oder messbar, sondern findet sich in einer umfassenden Transformation des Miteinanders wieder. Dieser Gedanke entspricht dem agilen Prinzip der Kollaboration.

Gemeinschaft steht auch bei Zurich im Vordergrund. Gerade die freundschaftlich-kollegiale Atmosphäre hat mich von Anfang an sehr positiv überrascht und stellt für mich einen unfassbar wichtigen Aspekt dar. Sichtbar wird das z.B. durch die neue Ideenplattform Zurich Wings. Hier können Mitarbeitende gemeinsam mit einem festen Zeitkontingent an eigenen Ideen arbeiten – unabhängig davon, ob diese etwas mit ihrer eigentlichen Position zu tun haben.

Ich könnte noch tiefer in das Thema eintauchen, die Quintessenz bleibt jedoch dieselbe: Ein agiles Mindset stärkt Individuen und Organisationen nachhaltig und beweist seinen Mehrwert vor allem in herausfordernden Situationen – und diese kommen für jeden von uns, beruflich oder privat. Die Frage ist nur wann.

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Beitrag von:
Leon Daniel

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