Ein Tag im Moor

Ein Tag im Moor

Mein Name ist Björn Bohnhoff und ich bin tätig als Vorstand Leben der Zurich Gruppe Deutschland. In Anbetracht der aktuellen Krisen auf der Welt, rückt das Thema Klimawandel in der Wahrnehmung von Presse und Bevölkerung tendenziell stärker in den Hintergrund. Dabei geben die aktuellen Fakten und Entwicklungen leider keinerlei Anlass zur Entwarnung, sondern im Gegenteil, die Situation verschlechtert sich rasant (siehe auch Global Risk Report 2024, gemäß dem Umweltrisiken nach wie vor die langfristigen Bedrohungen dominieren).

Quelle: Moorökologisches Gutachten für das Brandfilz, Landkreis Rosenheim

Im Frühjahr 2022 habe ich an dieser Stelle unter dem Titel „Nur gemeinsam haben wir die Kraft etwas zu bewirken“ von meiner Ausbildung zum ESGberater Fachberater für nachhaltiges Versicherungswesen© berichtet. In diesem Bericht hatte ich auch den durch eine Zurich Spende ermöglichten Teilerwerb eines Hochmoorgebietes in Süddeutschland durch die Greensurance Stiftung erwähnt. Dieses Grundstück hat eine ausreichende Größe und ist nicht, wie häufig gegeben, durch Parzellierung zerstückelt.

Heute möchte ich von meinem Besuch und Einsatz gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen in dem Moorgebiet, das Brandfilz heißt, berichten und meine ganz persönlichen Erfahrungen teilen.

Schützenswert und wertvoll

Wir konnten vor Ort erfahren und erleben, welch große Bedeutung Moore für die Umwelt und das Klima haben und dass sie berechtigt als schützenswert und wertvollen Baustein, in Bezug auf Nachhaltigkeit, bezeichnet werden.

Intakte Moore sind nach dem Ozean die effektivsten Kohlenstoffspeicher. Anders als Wälder binden sie organischen Kohlenstoff über Jahrtausende. Eine Torfschicht von 1 m beinhaltet organischen Kohlenstoff von 1000 Jahren. Bei gleicher Fläche sind Moore in Bezug auf die CO2-Bindung etwa 20-mal wirkungsvoller als Wälder.

rundblättriger Sonnentau

Dagegen geben trockengelegte Moore das gebundene CO2 wieder frei. Denn durch Trockenlegung kommt das organische Material mit dem Sauerstoff der Atmosphäre in Kontakt und zerfällt; der seinerzeit gebundene Kohlenstoff wird an die Atmosphäre freigegeben. Einschlägigen Berechnungen nach, sind trockengelegte Moore, für etwa 7 Prozent der Emissionen in Deutschland verantwortlich. Dies entspricht in etwa einem Drittel der Emissionen der Landwirtschaft, obwohl ihr Anteil an landwirtschaftlich genutzten Flächen wenige als 10 Prozent beträgt.

Intakte Moore sind ein besonderer Lebensraum, denn ihr Boden ist extrem sauer und nährstoffarm. Hier leben hochspezialisierte Tiere und Pflanzen. Moore zu erhalten beziehungsweise zu renaturieren, schützt die dem Lebensraum Moor angepassten Lebewesen und trägt zum Erhalt der Artenvielfalt bei.

Intakte Moore haben eine hohe Kapazität Wasser zu speichern. Torfmoos, ein wesentlicher Bestandteil in Mooren, kann ein Vielfaches des Trockengewichtes speichern. In Starkregenzeiten binden sie einen Großteil der Wassermengen und geben diese nur langsam wieder frei. Sie wirken daher quasi als Hochwasserschutz.

Doch nun zum Tag selbst…

Der Tag begann für das Orga-Team schon um 5 Uhr morgens, weil wir zunächst zu einer Dämmerungsbesichtigung aufbrachen – auch um die Chance auf Sichtung der zu der Zeit brünftigen Hirsche zu ergreifen. Deshalb harrten wir eineinhalb Stunden mit Blick auf eine Lichtung im Moorgebiet aus. Hirsche und Rehe haben wir an dem Morgen zwar leider nicht gesehen, nur ein schreckendes Reh gehört, trotzdem war es ein eindrucksvoller Tagesbeginn.

Diese Erfahrung war für mich doppelt lehrreich: Zum einen ist es erschreckend zu merken, wie früh und dauernd, selbst in einem tendenziell abgeschiedenen Gebiet, der Motoren- und Straßenlärm zu hören ist, selbst ganz früh am Morgen. Zum anderen hielt ich mich eigentlich für einen Menschen, der sehr gut auf sich alleingestellt auch mal Ruhe genießen kann und einfach nichts tun kann – in dieser Zeit des leisen Wartens musste ich mir aber eingestehen, dass ich das in der Konsequenz nicht gewohnt bin und dass es nach kurzer Zeit unangenehm wurde. Gleichzeitig ist das Fühlen der Natur aber auch eine sehr schöne Erfahrung und zeigte mir wieder genau, warum das Erleben ein so wichtiger Bestandteil in einem geänderten Umweltbewusstsein ist.

Nach einem stärkenden Frühstück hieß es dann, sammeln und auf ins Moor. Dort trafen wir den Leiter der Zurich Landesdirektion München, Gregor Karsten, und weitere Kolleg:innen der Landesdirektion sowie Agenturinhaber:innen. Zu Zehnt ging es dann ans Arbeiten. Es wurde gesägt, gefällt, geschnitten, getragen, entastet – alles unter dem Motto „Klimaschutz zum Anfassen“ und damit – Fichten entfernen, denn Fichten sind ein Trockenheitsanzeiger im Moor und entziehen dem Boden weiter Wasser.

Wir haben viel Gestrüpp entfernt und die entstandenen Schnitt- und Sägeergebnisse so in der Fläche deponiert, so dass beim Trocknen keine erhöhte Brandgefahr entsteht. Ich persönlich mag solche handwerklichen Arbeiten, weil man in kurzer Zeit sieht, was man gemacht hat. Man merkt aber auch schnell, warum man einen Bürojob hat, weil man doch sehr schnell ins Schwitzen und aus der Puste kommt und am Ende des Tages auch deutlich merkt, was man getan hat.

Eine kleine Weiterbildung von Marcus Reichenberg (Greensurance Stiftung) zur erdhistorischen Entwicklung, Klima und der massiven Beeinflussung durch den Menschen in den letzten Jahrzehnten sowie der bereits beschriebenen Bedeutung von Mooren, machte uns allen nochmals deutlich, wie wichtig die Renaturierung von Mooren ist.

Eindrucksvoll erlebten wir bei der Begehung der noch intakten Moorflächen dann hautnah, wie viel Wasser im dortigen Moos gebunden wird. Jeder unserer Schritte federte massiv nach und durch den Druck unserer Füße drang Schritt für Schritt Wasser aus. Ein tolles Erlebnis! Getoppt wurde dies durch die zahlreichen seltenen Arten, die wir entdeckten, wie den berühmten rundblättrigen Sonnentau.

Zum Abschluss ging es nach der getanen Arbeit noch ins Wirtshaus zu einer anständigen Vesper und Austausch über die Erfahrungen des Tages – es hat allen sehr viel Spaß gemacht – und auch wenn die Teilnehmerschaft schon vor dem Event naturnah war, hat dieses Erleben, Arbeiten und Lernen im Moor doch nochmal eine ganz andere Wirkung, als einfach nur einen Vortrag zu hören.

Denn nur durch Erleben der Natur bildet sich ein tieferes Verständnis, warum es sich so sehr lohnt, Biodiversität zu fördern und den Klimawandel zu bekämpfen. Gleichzeitig zeigt einem diese Arbeit, dass es möglich ist, was zu tun, und dass auch kleine Veränderungen einen Unterschied machen. Ich hoffe daher, dass wir in weiteren Regionen ähnliche Projekttage mit ähnlich positiven Erfahrungen aufsetzen können und im besten Fall perspektivisch auch Kunden in solche naturnahen Veranstaltungen integrieren können. Bestätigt fühle ich mich durch Gregor Karsten, Leiter der Landesdirektion München: „Es war ein sehr beeindruckender Tag mit vielen neuen Erkenntnissen. Ich bin stolz darauf, dass wir, als Außendienst von Zurich, einen Teil zum Erfolg des Tages beitragen konnten. Gerne werden wir den Impuls fortführen und uns gemeinsam weiter für den Moorschutz einbringen.“

Mir hat der Tag sehr viel gebracht. Abschließend möchte ich noch hinzufügen: Ich persönlich bin sehr froh, dass wir uns bei Zurich konsequent zur Nachhaltigkeit und maximaler Anstrengung zur Begrenzung des Klimawandels bekennen. Die Ausrichtung dieses Tages ist für mich ein Teil dieser Anstrengung und zeigt, dass wir uns als Zurich auch aktiv im Moorschutz einbringen sowie Theorie mit Praxis verbinden können.

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Björn Bohnhoff
Beitrag von:
Björn Bohnhoff

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  • Kleine Ergänzung eines Meteorologen: wenn es bei klarem Himmel nachts und morgens in Bodennähe stark ausgekühlt hat, die darüberliegende Luft aber wärmer ist, dann werden Schallstrahlen nach unten gebogen. Die Folge ist, das Geräusche selbst aus vielen Kilometern Entfernung noch gut wahr genommen werden können.

    Stefan Emeis.

  • Wunderbar – und vielen Dank für diesen tollen Beitrag! Wir freuen uns, dass die Zurich Gruppe Deutschland sich aktiv um Klimaschutz und Klimaanpassung außerhalb des business as usual kümmert. Keine Selbstverständlichkeit! Im Großen und Ganzen untersützt Zurich damit auch unsere Gesellschaft Klima resilienter zu werden. Durch die Moorreanturierung wird es weniger Hochwasserschäden für Gefährdete geben und damit fallen geringere Kosten für die Assekuranz an. Also eine Win-Win-Situation – so denken wir von der Greensurance Stiftung Für Mensch und Umwelt. Wir freuen uns auf weitere Tage im Moor! Sonnigen Gruß sendet an Leserinnen und Leser sowie an das Zurich-Team – Marcus Reichenberg (GF der Greensurance Stiftung).

Björn Bohnhoff
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